Wie kann man seine Arbeit gut machen?

Vor kurzem las ich auf Brand Eins einen Artikel, der sich damit beschäftigte, wie man seine Arbeit gut machen kann. Fazit des Autors war, dass nicht von der Firma verordnete Spaß-Ausflüge, Tischtennisplatten oder kuschelige Leseecken den Angestellten dazu bringen gut zu arbeiten. Ganz andere Faktoren seien dagegen wichtig, wie ein gut ausgestatteter Arbeitsplatz oder Ruhe um sich zu konzentrieren.

Ist es nun sinnvoll die Arbeitsstelle immer mehr in ein zweites Zuhause zu verwandeln und bin ich dadurch wirklich produktiver? In letzter Zeit wurde mir immer klarer, welche Dinge für mich wichtig sind, um eine Arbeit zu machen, die befriedigend ist. Nicht befriedigend für meinen Kunden oder Chef, das ist ein anderes Thema. Nein, zufriedenstellend für mich.

Sinnvolle Arbeit ist zufriedenstellend

Was schaffen: Ich brauche das Gefühl, etwas geschafft zu haben. Am besten noch ein Projekt – egal ob klein oder groß – abgeschlossen zu haben. Sozusagen einen Haken an das Projekt machen zu können, gibt mit das zufriedene Gefühl, produktiv gewesen zu sein.

Moralisch richtig: Am besten ist es natürlich, wenn Arbeit sinnvoll, moralisch richtig und nicht fremdschädigend ist. Diese Arbeitsplätze sind sehr rar gesät, also zum Beispiel die Arbeit für eine Organisation, die sich für Nachhaltigkeit, Menschenrechte oder Gerechtigkeit einsetzt. Ich denke, dass der Mensch immer im Zwiespalt ist wenn er einer Arbeit nachgeht, die er im Grunde gar nicht für richtig hält. Wirklich zufrieden kann ein Mensch doch nur sein, wenn er das macht, was er für richtig hält. Dann ist er auch im Einklang mit sich selbst.

Autonomie: Auch sehr wichtig für befriedigendes Arbeiten ist die Autonomie. Selbst zu entscheiden wie man bei einem Projekt vorgeht, Ziele erarbeitet und mit dem Kunden frei zu kommunizieren ist das A und O dafür. Auch eine gewisse Flexibilität bei der Einteilung der Arbeitszeit ist für mich sehr wichtig. Möchte ich heute von zu Hause arbeiten oder doch lieber im Büro beim Arbeitgeber/Kunden? Kann ich mir aussuchen wann ich komme und gehe? Selbstbestimmtheit macht unheimlich zufrieden, muss aber auch gelernt werden.

Vorgesetzte: Ohne einen vernünftigen Chef ist das Angestelltendasein grundsätzlich eine Qual. Doch diese gibt es eher selten. Ein guter Chef wäre ein kompetenter, selbstbewusster Mensch, der sich schon mit sich selbst auseinandergesetzt hat, seine Stärken und Schwächen kennt und zu diesen auch steht. Er hat ein geschärftes Bewusstsein für andere Menschen und Situationen. Weiterhin ist er selbstkritisch, behandelt Kritik konstruktiv und fordert diese ein. Er ist nicht einer, der „über den Anderen“ steht. Er hat sich um Probleme zu kümmern, die die Arbeit der Angestellten betreffen. Dazu gehört auch banal gesagt eine gute Ausstattung an Materialien, die ich brauche um meine Arbeit zu erledigen.

Um gut zu arbeiten, braucht eine Firma eine gute Feedbackkultur. Rückmeldungen vom Chef sind für den Angestellten ungeheuer wichtig. Rückmeldung heißt: Anerkennung und konstruktive Kritik. Wie oft habe ich Vorgesetzte erlebt, die mir nie Kritik gaben. Bin ich denn wirklich so perfekt? Nein, keinesfalls. Das Thema Kritik und Anerkennung ist in vielen Unternehmen immer noch nicht angekommen (Oder ich erlebe, dass KollegInnen von mir einfach nur niedergemacht werden). Das gleiche Problem mit der Anerkennung. Hier gilt noch die Devise: „Keine Kritik ist Lob genug„. Geht man so mit Menschen um, die man mehr als 40 Stunden in der Woche sieht (Eine Woche hat 168 Stunden)? Was auch noch eine Rolle spielt ist das „offene Ohr“, das Vorgesetzte haben sollten und die Fähigkeit, sich in seine Mitarbeiter hineinzuversetzen. Was bedrückt meine KollegInnen, wer hindert sie bei ihrem Projekt vorwärts zu kommen?

Vorgesetzte sind auch oft ein Vorbild. Fordern Vorgesetzte also Feedback ein bei einem Personalgespräch, so müssen sie dies auch selbst leben und immer wieder praktizieren. Ansonsten wirkt der Vorgesetzte unglaubwürdig bei seinen Mitarbeitern und verliert das Vertrauen.

Verordneter Spaß = produktivere und bessere Arbeit?

Machen mich auf Arbeit Tischtennisplatten, Kletter-Ausflüge oder ein prall gefüllter Kühlschrank mit Cola zufriedener? Wird dadurch meine Arbeit besser? Nein, denn ich will auf Arbeit meine Aufgaben schaffen und nicht „abhängen“ oder mit Kollegen durch die Straßen ziehen. Hier ist für mich die erste Regel: trenne Arbeit von Freizeit.

Die Trennung ist heutzutage gar nicht einfach, so werde ich doch schief angeschaut von Kollegen. Wenn ich nicht mit auf das Team-Event möchte, heute Abend keine Zeit habe noch zu grillen oder keine Lust habe auf das alljährliche Weihnachtswichteln. Dann ziehe ich beim Wichteln wohlmöglich noch einen Kollegen den ich nicht mag, weil dieser inkompetent, arrogant und asozial ist. Und diesen soll ich dann noch beschenken und Zeit dafür aufbringen? Äußere ich diese Kritik am Weihnachtswichteln, bekomme ich komische Blicke und Fragen wie: „Wie, es gibt Kollegen die magst du nicht?“ Ja richtig, ich mag manche Menschen nicht und das muss auch in Ordnung sein. Unabhängig davon, ist das alles wichtige Zeit für mich, in der ich gerne bei meiner Familie bin. Und meine Familie sind nicht die Kollegen oder die Chefs.

Arbeit ist immer noch dafür da sein tägliches Brot zu verdienen, wer daran noch Spaß hat, umso besser. Ansonsten ist es eine Tätigkeit die ich nutze um Geld zu verdienen. Hätte ich die Wahl, würde ich weniger arbeiten. Denn um so mehr ich nur eine Sache mache, um so langweiliger und unbefriedigender wird sie. Der Mensch ist ein vielfältiges Wesen, das sich in allen Bereichen ausprobieren möchte.

Wer profitiert wohl am meisten davon, wenn sich Angestellte in der Firma wie zu Hause fühlen? Natürlich der Arbeitgeber, weil zwischen einem Tischtennis-Spiel oder der Gang zum Kühlschrank immer arbeitsrelevante Themen besprochen werden. Dass über wirklich persönliche Dinge gesprochen wird – wie die Trennung von Frau Müller von ihrem Mann und was mit den Kindern nun wird – wäre mir neu.

Und was passiert wenn man seine Arbeit verliert? Das ganze soziale Umfeld bricht weg. Alle scheinbaren „Freunde“ sind auf einmal keine Kollegen mehr und aus ist es mit dem Freundeskreis. Die einzige Verbindung die es gab, war die Arbeit. Ausnahmen mag es geben, aber es ist bestimmt nicht die Regel, dass man Freunde fürs Leben auf der Arbeit findet. Die interne Konkurrenz im Unternehmen ist immer ein Problem, die echte Freundschaften nicht zulässt.

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Fazit

Durch diesen Artikel bin ich nochmal ins Grübeln gekommen und es wurde mir klarer, welche Firmenpolitik hinter diesen ganzen Anstrengungen steckt, den Angestellten ihr Dasein im Büro zu verschönern. Im Grunde sind diese ganzen Teamevents und „Annehmlichkeiten“ auf Arbeit Feinde für Familie und Freundschaften. Wer 10 Stunden auf Arbeit ist, kann sich nicht wirklich um seine Familie oder seine Freundschaften kümmern. Am Wochenende ist der Angestellte so platt, dass er „ausschlafen“ und sich erholen muss. Perfekt für den Arbeitgeber, am Montag steht der Arbeiter wieder ausgeschlafen im Büro.

Was den Arbeitsalltag wirklich verbessern könnte – wie Selbstbestimmung und gute Vorgesetzte – wird nicht berücksichtigt. Da ist es doch wesentlich leichter, einen neuen Kühlschrank mit frischem O-Saft hinzustellen oder ein Teamevent zu organisieren. Das sind alles käufliche Dinge, die schnell erledigt sind. Aber echte Menschenkenntnis, Sympathie, soziale Kompetenz und Freiheiten, wie Autonomie, die kosten Mühe und Willen zur Veränderung. Den aber haben kapitalistisch denkende Führungskräfte ganz bestimmt nicht. Nur so käme man einem wirklich guten Arbeitsumfeld näher, in dem die Angestellten gerne und zufrieden arbeiten.

Während des Schreibens stellte sich mir auch die Frage, ob es in einem kapitalistischen Wettbewerbssystem gerechte und sinnvolle Arbeit geben kann? Und kann es überhaupt faire Chefs geben die mit einem auf Augenhöhe kommunizieren? Da es in unserem Wirtschaftssystem keine Demokratie gibt, zählt nur Ellenbogen ausfahren und Konkurrenten hinter sich lassen wer es nach oben schaffen will. Es gibt keine fairen Verhältnisse in einem Wirtschaftssystem, das auf gnadenloser Konkurrenz beruht. Auf das Thema werde ich jedoch noch mal detaillierter eingehen.

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